Der
Ehrenhain,
Seite 12 Gedenkveranstaltung Volkstrauertag 2018 am 18. November 2018 |
Und
wieder ist ein Jahr vergangen. Und wieder stehen wir, jetzt ganz offiziell als Veteranen, mit Freunden und Gleichgesinnten an unseren Gedenksteinen, den Gedenksteinen der Braunschweiger Traditions- verbände, um still über das Leid und Unglück nachzudenken, welche kriegerische Auseinandersetzungen über die Menschheit gebracht haben und leider immer noch bringen. Hat auch keiner dort Trauernden den Krieg als Frontsoldat erlebt, so haben doch einige den Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung aus der Heimat in schrecklicher Erinnerung und grauenhafte Bilder haben sich in das Gedächtnis eingefressen. Viele der Anwesenden haben als Wehrpflichtige, Zeit- oder Berufs- soldaten über Jahre, ja Jahrzehnte, in der deutschen Bundeswehr Dienst verrichtet, um Recht und Freiheit des deutschen Volkes im Notfall zu verteidigen. Und dieser Präsenz im Verbund mit unseren NATO-Partnern ist es zu verdanken, dass ein Krieg seit 70 Jahren in Europa verhindert wurde. Aber wir sind uns auch bewusst, dass |
bei
einer kriegerischen
Auseinandersetzung auch wir Leid und Unglück verursacht
hätten. Und nicht vergessen wollen wir unsere Kameraden, die an vielen Enden der Welt noch immer im Einsatz sind. Das macht uns an diesem Tag, stehend vor den Gedenksteinen, traurig und nach- denklich zugleich. Etwa 35 Trauernde waren anwesend, weniger als in den Jahren zuvor, was gewiss nicht als Zeichen von Unwillen zu deuten ist, aber das Alter und die damit verbundenen Beschwerden fordern ihren Tribut. Um 09:15 Uhr eröffnete der Vorsitzende der Traditionsgemeinschaft Garnison Braunschweig (TGB), Herr Oberstlt a. D. Schröter, die Feierl- ichkeit und übergab danach das Wort an Herrn Pastor Frank-Georg Gozdek von der Ev.-Luth. St. Ulrici-Brüdernkirche in Braunschweig. Wohltuend war es, seinen Worten, die nachstehend unten zu lesen sind, zu lauschen. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Worte gehört und ver- standen wurden von den BIBS-Demonstranten am Rande des Gedenk haines. |
Abschließend sprach
Oberstlt d. R. Schild
das Totengedenken, welches gleichlautend auch der
Bundespräsident,
Herr Walter Steinmeier, in Berlin verkündete. Danach
legten
Vertreter der Traditions- verbände Trauerkränze und Gestecke an den Steinen nieder. Auch in diesem Jahr waren keine offiziellen Vertreter der Stadt Braunschweig bzw. des Stadtbezirks Rautheim/Mascherode/Lindenberg anwesend. Unverständlich, standen doch mehrere Steine viele Jahre in der Roselies-Kaserne in der Gemarkung Rautheim. Nicht vergessen sollte sein, dass erst durch den Zuzug der Bundeswehr und ihre Angehörigen sich die Einwohnerzahl um rund 1000 erhöhte, auch sollte man nicht vergessen, dass die Geschicke der Gemeinde über 25 Jahr von Bürgermeistern gelenkt wurden, die Soldaten der Bundeswehr waren. Alles schon vergessen? In den "Südnach- richten, Zeitung für den Stadtbezirk Elmaussicht, Lindenberg, Rautheim, Südstadt, Mascherode", Nr. 4/14 Jahrgang, Dez. 2017/2018sind auf Seite 26 und 27 unter "Volkstrauertag im Stadtbezirk" zwar drei Gedenkorte aufgeführt, jedoch hat man unseren nicht erwähnt. Schlicht vergessen, oder ...? Schrieb doch Herr Thobaben in der BZ am 11.10.14 über die Beschmierung der Gedenksteine "An- wohner im Roselies-Quartier sind empört". Welch eine innige Verbindung der Bewohner dieses Stadtteils zu unserem Anliegen. |
In dem Gemeinschaftsraum der gegenüberliegenden Kirche trafen wir uns bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen, um die Veranstaltung aus- klingen zu lassen. Hier ein herzliches Dankeschön an Frau Fitzke-Holbach für den schmackhaften Kuchen und an die Bedienung, die uns diesen servierte. Links der Gedenkstein des PzBtl 23 |
Oben: Militär u. Orden sind nicht nötig, wir brauchen Menschlichkeit. |
||
Wir haben
uns schon an die Aktionen der BIBS gewöhnt. Doch ist es
unverständlich, warum sie uns diese Plakate
präsentieren.
Alle Jahre legen wir öffentlich unsere Gedanken zu dem
Volkstrauertag dar, siehe auch unten. Nun sollten sie endlich die Lehren daraus zur Kenntnis nehmen. Auch stellt sich die Frage, warum sie nicht an dem von ihnen gepflanzten Roselies-Gedächtnisbaum ihren Auftritt zelebrieren. Zu dem Text auf den gelben Tafeln ist eine Erklärung unten zu finden. Zu dem Text auf dem rechts zu sehenden Transparent habe ich Bilder aus einer diesjährigen Gedenkfeier in Roselies eingefügt. Doch warum sind die Demonstranten so unwissend? Und warum zeigt ihnen ihr Auftraggeber nicht vorher die Bilder aus Roselies, um solche widersprüchlichen Aussagen zu verhindern? Ist es ihnen jetzt peinlich, dieses hier sehen und zu lesen? Und warum nicht mal so einen Auftritt in Roselies? |
![]() |
Ansprache zum Volkstrauertag am 18. November 2018 um 9.00 Uhr am Gedenkhain Möncheweg, gesprochen von Pastor Frank-Georg Gozdek. Es ist eine große Ehre für mich, dass ich heute an diesem Volkstrauertag einige Worte an Sie richten darf. Gestatten Sie mir jedoch zunächst einmal, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Frank-Georg Gozdek. Seit 27 Jahren bin ich in Braunschweig an der Ev.-Luth. St. Ulrici- Brüdernkirche. Darüber hinaus tue ich Dienst in verschiedenen Alten- und Pflegeheimen. Seit längerem schon mit dem Herzoglich Braunschweigischen Feldcorps und der Braunschweiger Regimentskameradschaft des ehemaligen Infanterieregiments 17 menschlich und freundschaftlich verbunden, bin ich gern dem Wunsch von Herrn Oberstleutnant a. D. Schild nachgekommen, heute einige Worte an Sie zu richten. Aber nun genug von meiner Person. Volkstrauertag – dieser Gedenktag mitten im ohnehin oft dunklen und trüben November, wenn der Wind das Laub durch unsere Straße treibt und wir um so deutlicher die Vergänglichkeit aller Dinge spüren! Jetzt, wo so vielen ohnehin schwer und dunkel zumute ist, auch noch dieser Tag. Muss das wirklich sein? Ja! Denn dieser Tag ist ein notwendiger Tag. Ein Tag, der uns zum Frieden mahnt; zur Versöhnung und Freundschaft unter den Völkern und zur Achtung voreinander. Ein Tag der Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, an die vielen Gefallenen und Kriegstoten unseres Volkes und – selbstverständlich – aller anderen Völker. Und zwar bis zu den Kriegen der Gegenwart, bis zu den Soldaten der Bundeswehr, die in Afghanistan und anderswo ihr Leben ver- loren haben, worüber in der Öffentlichkeit leider viel zu viel geschwiegen wird. Natürlich sind Fragen nach dem Sinn dieser Auslandseinsätze nur zu berechtigt. Aber das ist eine Frage an die Politik und nicht an die Soldaten. Vor ihnen und ihrem Angedenken neigen wir uns in Ehrfurcht – wie auch vor den vielen anderen, den Männern, Frauen und Kindern, diesen ungezählten Millionen von Menschen aus allen Völker und Nationen, all diesen Toten, die den Kriegen zum Opfer ge- fallen sind und noch immer zum Opfer fallen. Ihnen allen gilt dieser Tag, ebenso wie den Opfern von Tyrannei und Gewaltherrschaft, sei sie nun rot, braun oder sonstwie ideologisch eingefärbt. Und wir verbinden dieses Gedenken mit der Trauer um unsere Angehörigen, Freunde, Kameraden, oder die verlorene Heimat – und blicken schließlich in die Gegenwart mit ihrer Not, ihren Opfern, die von all diesen Kriegen, Terrorakten, Vertrei- bungen und Verfolgungen heimgesucht werden, unter denen hauptsächlich die Christen im Nahen Osten zu leiden haben, die mir immer wieder von den Leiden erzählen, die sie in der Heimat durch einen militanten Islam auszustehen haben. Auf der einen Seite also – die Erinnerung, die ja an einem Gedenkhain und einem Ehrenmal nur um so überwältigender ist. Und ich weiß aus gar nicht so wenigen Gesprächen, auch aus meiner Tätig- keit als Altenheimseelsorger, dass solche Erinnerungen bei vielen Menschen und in vielen Familien bis heute mächtig und lebendig sind. Ich weiß, dass die Geschehnisse von Krieg, Flucht und Ver- treibung aus der angestammten Heimat, ebenso wie die Gedanken an durchgestandene Fronter- lebnisse oder erlittene Bombennächte in einsamen Stunden und schlaflosen Nächten in dunklen Bildern von neuem wach werden und sehr oft als schwere Lasten auf den Seelen liegen, aber auch Erinnerungen an erlebte Kameradschaft das ganze Leben hindurch wirksam bleiben. Weiter kenne ich natürlich auch die Geschichten aus meiner eigenen Familie. Ein Großonkel, noch kurz „vor Toresschluß“, vor Kriegsende, gefallen. Ein Teil der Familie beim großen Vernichtungsan- griff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944 ausgebombt. Andere 1947 aus Krieg und Gefangen- schaft endlich wieder nach Hause zurückgekehrt. Auch Tieffliegerangriffe auf die Kinder, die kleinen Mädchen unserer Familie, gehören mit zu diesen Erinnerungen, die auch noch in mir, dem Nachgebo- renen, weiterleben. Und schließlich, seit einem Sterbefall in meiner Familie, eine ganze Sammlung von Feldpostbriefen aus der nächsten – doch darin nichts Kriegsbegeistertes, nichts „Militaristisches“. |
Im
Gegenteil – Sehnsucht, dass bald alles vorbei sein
möge; Sehnsucht nach zu Hause, nach Frau und Kind. Und immer
wieder: die Hoffnung
auf Frieden. Jedes Mal, wenn ich in diesen Briefen lese,
berühren sie mich zutiefst, und ich frage mich, wie ich wohl selbst diese Zeit durchgestanden hätte. So
hat nun
jeder, hat jede von uns ganz persönliche Erinnerungen, heute
gewiss schon viel,
viel mehr
durch Erzählungen oder andere Zeugnisse der Eltern und Großeltern weitergegeben, als durch eigene Erlebnisse. Darum brauchen wir diesen Volkstrauertag. Wir brauchen ihn als beständige, verpflichtende Erinnerung an die vielen Opfer von Krieg und Gewalt, an die Soldaten, und Zivilisten, die Männer, Frauen und Kinder, die Alten und Jungen. Vor ihnen allen verneigen wir uns heute. Wir tun es voller Trauer, zugleich aber auch oft erfüllt von Dankbarkeit, und wir tun dies ebenso vor den Männern und Frauen der Bundeswehr, die bei Einsätzen in Afghanistan und anderen Ländern gefallen sind, und an die, wie gesagt, in der Öffentlichkeit leider viel zu wenig gedacht wird. Von
ihnen allen galt und gilt, dass sie im guten Glauben an eine gerechte
Sache handelten
und zu zum Frieden. Auch wenn das manche Gruppen nicht wahrhaben wollen, Ehrenmäler schänden und das Andenken der Toten mit Sätzen wie „Täter sind keine Opfer“ verhöhnen. Doch manchmal antwortet ja auch jemand auf solche hasserfüllten Attacken. Wie zum Beispiel die Pflegerin eines Soldatengrabes. Als sie den Schriftzug „Mörder“ auf dem Grab entdeckte, stellte sie einen gerahmten Brief dazu: „Mörder hat irgend jemand hingeschmiert am Grab dieser Namenlosen! Was wusste er über den Tod der blutjungen Soldaten, die noch in den letzten Tagen eines grauenhaften Krieges hier gefallen sind ! Möge Gott dir, du glücklicher Geborener, solche Bitterkeit ersparen!“ Doch
genug davon! Statt dessen lassen Sie uns viel lieber den Ruf, die
Mahnung
hören, die der heutige Volkstrauertag an uns richtet. Denn aus
der Liebe, der Achtung,
auch der Dankbarkeit gegenüber all diesen Opfern von Krieg und
Gewalt folgt ja
doch ganz selbstverständlich der Ruf zum Frieden. Jedes
Ehrenmal, jeder Gedanke
an die gefallenen Kameraden, an die Kriegsopfer in unseren Familien,
will Nein!
Heute geht es nicht um Militarismus, um Kriegsverherrlichung und schon
gar nicht
um möchte ich wie in jedem Jahr mit dem Gebet Martin Luthers schließen: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist ja doch kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, als du, unser Gott alleine.“ Amen. |
25.11.2018 Armin Lienstädt | |
![]() |
Seite: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 13 14 |